Berlin braucht einen starken gemeinnützigen und kollektiven Gegenpol zur Spekulation mit dem Boden der Stadt. Die Idee: Eine demokratisch organisierte Stiftung setzt, inspiriert vom Modell des „Community Land Trust“, einen anderen Umgang mit Eigentum beispielhaft um, indem sie Grund und Boden dauerhaft dem profitorientierten Markt entzieht und für eine zivilgesellschaftlich gelenkte, gemeinwohlorientierte Bewirtschaftung sichert. So soll das bewahrt und geschaffen werden, was in den jeweiligen Nachbarschaften benötigt wird: leistbarer Wohnraum, gewerbliche, soziale oder kulturelle Nutzungen – von Nachbarschaftszentren über Gewerbehöfe bis zu Gemeinschaftsgärten. Hierfür erwirbt die Stadtbodenstiftung Grundstücke auf Dauer (oder bekommt diese geschenkt bzw. vererbt) und vergibt die Gebäude im Erbbaurecht an kollektive Akteure.

SHICC-CLT-Vergleich
Eigenschaften von Community Land Trust-Modellen, ©SHICC 2020

Die Stadtbodenstiftung ist ein „Mit-Mach-Angebot“ an die Stadtgesellschaft: Projekte initiieren, Nachbarschaften stärken, durch eine breite Mobilisierung von Ressourcen wahrnehmbare Zeichen einer solidarischen Stadtentwicklung setzen. Sie ist aus einer Initiative hervorgegangen, in der unterschiedliche Akteure und Interessen zusammenkommen: Menschen aus Nachbarschaftsinitiativen und Hausprojekten, Genossenschaftler:innen und alternative Projektentwickler:innen, aber auch Forschende und in der Bezirkspolitik Aktive.

Die Stadtbodenstiftung versteht sich als Bürgerstiftung. Sie knüpft an Strukturen bestehender Bodenstiftungen an, führt aber Elemente des Community Organizing und eine basisdemokratische Besetzung ihrer Organe ein. Insbesondere im Hinblick auf die Zusammensetzung ihrer Organe und den Fokus auf Nachbarschaftsbeteiligung ist sie vom angelsächsischen Community Land Trust Modell inspiriert und überträgt dieses erstmals in den deutschsprachigen Kontext. Mit Unterstützung des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg sowie einer Projektförderung des Landes Berlin wurde in den letzten drei Jahren die konzeptionelle Grundlage für eine demokratisierte Bodenstiftung erarbeitet. Fast 150 Gründungsstifter:innen haben schließlich im Frühjahr 2021 gemeinsam mehr als 160.000 Euro Anfangsvermögen aufgebracht und die gemeinnützige Stadtbodenstiftung ins Leben gerufen.

Hintergrundbild: Gunnar Bauer

Hintergrundvideo Startseite: Holger Lauinger